Über Leben in Demmin
Dokumentarfilm | Deutschland 2017 | Regie: Martin Farkas | 90 Minuten | FSK 12
Im Frühjahr 1945 wird Demmin, eine kleine Stadt in Mecklenburg- Vorpommern, zum Ort einer schrecklichen Tragödie: Während die Rote Armee heranrückt, nehmen sich hunderte Einwohner das Leben. Sie schneiden sich die Pulsadern auf, vergiften oder erschießen sich; Eltern töten erst ihre Kinder und dann sich selbst, ganze Familien gehen mit Steinen beschwert ins Wasser. Bis zum Ende der DDR wird über die konkreten Umstände des beispiellosen Massensuizids geschwiegen, die genauen Opferzahlen der kollektiven Hysterie sind bis heute nicht bekannt. Heute versuchen Neonazis die Leerstelle zu besetzen und für ihre Zwecke zu missbrauchen. An jedem 8. Mai, dem Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs, vollzieht sich in Demmin ein gespenstisches Ritual: Neonazis marschieren schweigend durch die Straßen der Gemeinde, in der mehrere Hundertschaften der Polizei Stellung bezogen haben und versuchen, Gegendemonstranten von der Route fernzuhalten. An diesem angespannten Tag verdichten sich hier die Risse innerhalb der deutschen Gesellschaft aufs Äußerste. Mit ihrem »Trauermarsch« instrumentalisieren die Rechtsradikalen die Erinnerung an die furchtbare Tragödie.
> Webseite zum Film > Interview mit Regisseur Martin Farkas bei rbbkultur
Nächste Vorstellung im KINO UNTERM DACH:
9. Februar 2023 20:00 Uhr